Vor dem Mikro sitzen Alltagshelden. Leute, die ihr Leben meistern. Manchmal hart an der Grenze zum Machbaren. Typen, die den Mut haben, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen und diese dann auch durchziehen.
Schwanger mit gerade mal fünfzehn - und das nicht in einer Großstadt, sondern auf dem Dorf. Dort, wo jeder jeden kennt.
Der "Freund" wollte das Kind nicht.
Ihre Eltern sagten: "Eine Abtreibung kommt nicht in Frage!"
Als sie dann in die zehnte Klasse kam, war sie schon Mama. Auf dem Arm das Kind, vor sich die Matheaufgaben. Und dann der tägliche Spießrutenlauf durchs Dorf. Offen und hinter vorgehaltener Hand war sie "die da".
"Wir schaffen das!", sagte sie sich selbst und ihrem Sohn.
Es war an einem Sonntagnachmittag.
Er radelte mit seinem Freund zum Spielplatz. Beim Überqueren der Straße überrollte ihn ein Auto.
Sein Vater kam zum Unfallort und sah seinen sechsjährigen Buben sterben.
Ein Hubschrauber brachte das Kind in eine Spezialklinik.
Er lag vier Wochen im Koma und erwachte in einer anderen Welt.
Sprechen, laufen, denken - alles weg.
Aber er kämpfte sich zurück.
Was für eine Energieleistung - bis heute!
Sie konnten keine Kinder bekommen.
Sie waren sich einig, Heimkindern ein Zuhause zu geben.
Der (DDR-) Staat machte es ihnen schwer.
"Jedes Kind ist wertvoll", sagten sich die beiden und stimmten der Pflege zu - selbst wenn die Kinder krank oder behindert waren.
Mit 18 nahm sich ihre Pflegetochter das Leben.
Ihr Mann konnte das Unglück nicht verkraften und fing an zu trinken.
Als der Sturm sich endlich legte, erhielt sie die Diagnose "Brustkrebs"
Abends ins Bett.
Alles wie immer, alles normal.
Am anderen Morgen wacht er im Krankenhaus auf. Um sechs in der Früh hatte er einen epileptischen Anfall. Seinen ersten.
Untersuchungen folgen. Der Gehirntumor ist nicht gutartig. Stufe 4.
Die von den Ärzten prognostizierte Lebenserwartung hat er schon lange hinter sich gelassen.
Als sie 18 war, starb ihr Freund.
Die Zukunft lag weit offen: Verlobung, Hochzeit, nie mehr getrennt.
Er wollte ihr einen Antrag machen. So richtig offiziell und schön und romantisch.
Dazu kam es nicht.
Er prallte mit seinem Auto gegen einen Baum und war sofort tot.
Lange 13 Jahre schaffte sie es nicht, an seinem Grab zu stehen.
Sie heiratete, bekam Kinder, lebte ein neues Leben.
Ohne das Alte endgültig abgeschlossen zu haben.
Das Telefon klingelt und am anderen Ende sagt ein Typ: "Wir brauchen dich in Tschechien. Da haben sich Leute aus der Drogenszene und der Mafia bekehrt!"
Er sagt zu und fährt über die Grenze.
Zwanzig Jahre später ist er immer noch dort. Er besucht die Roma in den Ghettos; spricht mit Mafiosi, Frauenschiebern, Kinderfängern.
Sie drohen und zeitweise macht er keinen Schritt ohne Bodyguard.
Er wird ihr Freund.
Ihr Helfer.
Ihr Pastor.
Einer, der einem ungeliebten Volk verkündet, dass Gott sie liebt.
Schwangerschaft? Top.
Geburt? Wie das eben so ist: Schmerzen, Vorfreude, dann pressen und schließlich das pures Glück im Arm.
Nach drei Tagen kommen erste Zweifel: geht's ihm gut? Wieso verkrampft er? Und dann so oft!
Die Ärzte sagen ... zunächst nichts.
Der Untersuchungsmarathon startet. Dann die Diagnose.
Die ist schlimmer, viel schlimmer als erwartet.
Die Krankheit hat noch nicht einmal einen Namen. Auf der ganzen Welt gibt's nur ein paar betroffene Eltern.
Mit dreizehn kam der große Bruch: aus dem lieben Sohn wurde der Drogen einwerfende, schweigsame, aufmüpfige, von der Polizei gesuchte, dealende, verlogene Sohn.
Die Eltern verstanden die Welt nicht mehr.
"Schmeißt ihn raus!", sagten die Leute. "Das ist unser Sohn!", sagten die Eltern.
Dann musste er in den Knast. Sieben Jahr lang. Wegen seiner dissozialen Persönlichkeitsstörung verbrachte er die Zeit in der psychiatrischen Abteilung.
Seine Eltern ließen ihn nie los.
Als sie 15 war, kam ihre Mutter vom Arzt nach Hause.
Alle saßen um den Tisch und ihre Mama sprach von "Brustkrebs" und "Lebenserwartung" und "12 Monaten".
Ab sofort veränderte sich alles.
Am meisten aber ihre Mutter. Eine Veränderung, die alle und jeden mit sich zog.
Eine Geschichte ohne Happy End für den, der Heilung als oberstes Ziel erhofft.
Wer angesteckt werden möchte von Lebensfreude, Optimismus, Dankbarkeit und Freude - trotz und gerade wegen den Widrigkeiten des Lebens... anschauen! Auftanken! Glück verspüren!